Delegiertenversammlung

Landwirtschaft ist vielen fremd geworden


Rund 200 Delegierte des etwa 5000 Mitglieder zählenden Bauernverbandes Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems befassten sich am 21. März in Michelfeld im Kreis Schwäbisch Hall - zusätzlich zu den Verbandsregularien - mit der gesellschaftlichen Anerkennung der Landwirtschaft.


Juliane Vees stellt die Ergebnisse der Landfrauen-Umfrage vor und gibt praktische Tipps zur Öffentlichkeitsarbeit. Dafür dankten ihr der Vorsitzende Klaus Mugele und Geschäftsführer Helmut Bleher (links).
Die Genehmigung zur Jahresrechnung und die Entlastung von Vorstand und Gesamtvorstand erteilten die Delegierten des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems einstimmig.
Andrea Bleher stellt die Aktion „Landwirtschaftliche Kinderbücher“ vor.
Die Auswahl an landwirtschaftlichen Kinder- und Bilderbüchern.
Die neuen Juristin der Bauernverbandes: Shanna Dshunussowa.
Manfred Olbrich stellt die aktuelle Lage auf dem Milchmarkt dar.
Geschäftsführer Helmut Bleher bei seinem Geschäfts- und Kassenbericht.

Juliane Vees, Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern, wie auch Bauernverbandsvorsitzenden Klaus Mugele brachten das Thema zur Sprache. Beim künftigen Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration setzt Mugele auf Unterstützung durch die neue Bundesagrarministerin. Sie soll helfen, die örtliche Betäubung (den sogenannten vierten Weg) gesetzlich durchzusetzen. Unterstützung erfahre der Bauernverband mittlerweile auch aus der Wirtschaft, weil sich die Ebermast als Antwort auf das ab 2019 gültige Verbot der betäubungslosen Kastration bei weitem nicht so einfach darstellt, wie ursprünglich erwartet worden ist.

Klarheit und Rechtssicherheit müsse jetzt auch bei der Einzelhaltung von Sauen geschaffen werden, damit vorhandene Ställe Bestandsschutz haben. Um einen gesamtgesellschaftlichen Grundkonsens in der Schweinehaltung zu erreichen, müsse man endlich in die Gänge kommen. „Wir wünschen uns von Ministerin Klöckner, dass sie das Thema nationale Nutztier-Strategie aufgreift, denn ‚Laberrunden‘ sind hierfür vom Amtsvorgänger zur Genüge einberufen worden“, merkte Mugele an.

Mehr Risiken als Vorteile sieht er bei den Lieferbeziehungen zu den Molkereien, wenn bewährte Regeln der Genossenschaften ausgehebelt werden. Entsprechende Erfahrung haben aktuell die Milcherzeuger der pleite gegangenen Berliner-Milcheinfuhr-Gesellschaft (BMG) gemacht, denen mindestens das Milchgeld eines Monats verloren gegangen ist.

 

Nicht mehr alle Milch findet eine Molkerei

Von der BMG-Pleite sind in ganz Deutschland tausend Bauern mit 900 Millionen Liter Milch betroffen. Im Land sind es 140 Milcherzeuger, weiß Manfred Olbrich, Vorstandsvorsitzender der Hohenloher Molkerei. „Acht davon, die in das Erfassungsgebiet der Molkerei passen, haben wir als Mitglieder aufgenommen.“ Die Situation ist so, dass nicht mehr alle Milch eine Molkerei findet. Am Milchmarkt sind die Mengen weiter hoch und die Lage bei Milchpreisen von 23 Cent/kg am Spotmarkt schwierig, erklärt Olbrich. Eine Voraussage zum Milchpreis über länger als vierzehn Tage wage derzeit kein Experte. In der ersten Jahreshälfte müssten die Milchbauern mit weiter fallenden Milchpreisen rechnen.

 

Bauernkinder als Mobbing-Opfer

Die Ergebnisse der deutschlandweiten Umfrage der Landfrauen aus Württemberg-Hohenzollern zum Mobbing von Bauernkindern aus der Landwirtschaft stellte Juliane Vees vor, die auch von Erfahrungen mit ihrem jüngsten Sohn beichten konnte, der in der Schule wegen seiner Herkunft vom Bauernhof gemobbt wurde. Mehr als die Hälfte der 310 Teilnehmer an der Befragung stammen aus der Landwirtschaft und etwa drei Viertel kannten betroffene Bauernkinder. In gut 90 Prozent aller Fälle ging das Mobbing von Mitschülern aus. Erstaunlich und erschrecken bezeichnete Vees die Tatsache, dass bei rund einem Drittel auch Lehrer und Erzieher als „Täter“ genannt wurden. Es zeigte sich, dass in gut der Hälfte aller Fälle das Problem nicht gelöst werden konnte. Nur bei rund zehn Prozent hat ein Schul- oder Klassenwechsel geholfen und klassenintern wurde in zwölf Prozent der Fälle eine Lösung gefunden. Zum Teil würden die Kinder zum eigenen Schutz in der Schule ihre Herkunft verleugnen.

 

Landwirtschaft lebensnah darstellen

Wie weit die Gesellschaft von „unserem Leben“ weg ist, das wird Vees immer wieder im Kontakt mit Kunden in Lebensmittelgeschäften bewusst. Hier treten die Landfrauen als Agrar-Scouts auf. Zum Dilemma beitragen würden die Inhalte der Schulbücher, in denen Vees teilweise „erschreckende Aussagen ganz in Schwarz und Weiß“ zur Landwirtschaft gefunden hat. Auch die Teilnehmer der Umfrage halten eine wertfreie und realistische Darstellung der Landwirtschaft in den Schulbücher und überregionalen Medien zwingend erforderlich. Lösungen für ein besseres Image der Landwirtschaft werden von einer aktiven und intensiven Öffentlichkeitsarbeit erwartet. Auch das ging aus den mehr als 2200 Antworten der Landfrauen- Umfrage hervor. Eine davon lautete: „Wer nicht für sich wirbt, der wird vergessen!“

Oftmals reiche es schon, den Alltag zu zeigen, um die Landwirtschaft so darzustellen, wie sie wirklich ist. Außer dem Kontakt zur Presse vor Ort, dem Lernort Bauernhof, Tage des offenen Hoftors oder etwa Schulbesuchen von Landwirten bieten beispielsweise das Internet und die „Sozialen Netzwerke“ vielseitige Möglichkeiten

 

Aktion landwirtschaftliche Kinderbücher

In dieselbe Richtung zielt die von Andrea Bleher vorgestellte Aktion „Landwirtschaftliche Kinderbücher“. Für die Übergabe an Teams der Arztpraxen oder Kindergärten beziehen die Ortsvereine über die Geschäftsstelle des Bauernverbandes ausgewählt Kinder- und Bilderbücher, in denen die Landwirtschaft zeitgemäß und lebensnah dargestellt ist. „Mit dieser Aktion unterstreichen die Bauern ihr Anliegen, Kinder für die Landwirtschaft zu begeistern“, betonte Bauernverbands-Geschäftsführer Helmut Bleher.

 

Partnerschaft mit Bäuerlicher  Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall beendet

In einer Pressemitteilung hatte der Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems entschieden der Kritik an der landwirtschaftlichen Altersversorgung und Verwendung notwendiger Pflanzenschutzmittel widersprochen, die der Vorsitzende der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) Rudolf Bühler und weitere Redner anlässlich ihrer Lichtmess-Veranstaltung übten. Klaus Mugele teilte mit, dass Bühler in einer kürzlich eingegangenen Mail diese Pressemitteilung frech und unflätig bezeichnet hat. Bühler habe seinen Austritt aus dem Bauernverband erklärt. Die BESH hat außerdem die Partnerschaft mit dem Bauernverband beendet und beschlossen, keine Einladungen mehr an dessen Vertreter auszusprechen, heißt es in dem Schreiben der BESH weiter. Bühler bittet um keine weitere peinliche Diskussion und keinen weiteren E-Mail-Verkehr, „für uns ist es hiermit beendet“.



Autor: Gerhard Bernauer



 

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